Interview Claus Brandt: „Frauen sind oft besser ausgebildet als Männer!“

Deutlich mehr Männer als Frauen arbeiten in den ingenieurwissenschaftlichen Berufen – trotz vieler Bemühungen hat sich an dieser Lage in den technischen Branchen wenig geändert. Dabei sind Fachkräfte stark gesucht und es bieten sich daher gute Berufsaussichten. Wir haben mit iks Engineering Geschäftsführer Claus Peter Brandt über Gleichstellung in technischen Berufen, über den Fachkräftemangel und Bewerber aus dem Ausland gesprochen.

Herr Brandt, in technischen Studiengängen finden sich noch immer sehr wenige Frauen. Hat sich die Branche geöffnet? Wie sieht es z.B. mit der Kinderbetreuung aus?

Claus Peter Brandt: Glücklicherweise hat sich hier in den letzten zwei, drei Jahren viel getan. Viele Unternehmen sind sehr offen. Diese ein oder zwei Jahre, die ein Mitarbeiter während der Elternzeit ausfällt, bringen ein Unternehmen ja auch nicht zu Fall. Und es ist so: Wenn ich als Unternehmer jemanden einstelle, entscheide ich mich für ihn, ich investiere in ihn. Ich vertraue ihm. In diesem Falle muss es möglich sein, dass der Mitarbeiter einmal für mehrere Monate oder sogar ein Jahr nicht zur Verfügung steht. Das muss ich als Unternehmer einplanen. Das gilt heute zum Glück genauso für Männer wie für Frauen und ich kann mir gut vorstellen, dass das in Zukunft auch immer mehr genutzt wird. Man muss aber die Firmenstrukturen berücksichtigen. Fällt der Projektingenieur für mehrere Monate aus, kann das ein Mittelstandsunternehmen natürlich besser abfedern, als ein Unternehmen mit 20 Mitarbeitern. Früher war es ja verpönt, wenn Männer auch mal zuhause geblieben sind. Aber im Hinblick auf die Lebensarbeitszeit – was macht es da schon aus, wenn jemand mal für ein paar Monate ausfällt?

Gibt es immer noch Vorurteile gegen Frauen, die angeblich nicht technikaffin seien?

Claus Peter Brandt: Nein, gar nicht. Mit einem Unternehmen, das solche Vorurteile pflegt, würden wir auch gar nicht zusammenarbeiten. In der Regel sind Frauen in technischen Berufen sogar wesentlich besser ausgebildet als ihre männlichen Kollegen. Zum einen, weil sie mit ihrem Image zu kämpfen haben und sich offenbar mehr anstrengen. Aber oft sind sie auch viel tiefer in der Materie drin. Dennoch ist der Frauenanteil sehr sehr gering. Von 100 Ingenieuren sind maximal 20 Frauen.

Was tut die Branche dann gegen den Fachkräftemangel? Importiert die deutsche Industrie Ingenieure?

Claus Peter Brandt: Nein, das übernehmen eher die Universitäten. Wir sind viel auf Hochschulmessen und stellen dort immer wieder fest, dass der Anteil ausländischer Absolventen extrem hoch ist und viele auch eine sehr gute Ausbildung vorweisen können. Gerade Branchen wie Autonomes Fahren, E-Mobility oder Batterietechnik suchen händeringend Fachkräfte. Man findet praktisch niemanden auf dem freien Markt. Bewerber aus dem Ausland sollten aber auf jeden Fall gut Deutsch sprechen. Auch wenn Unternehmen Englisch als Unternehmenssprache angeben, wird intern doch meist Deutsch gesprochen.

Was ist Ihr Ratschlag? Offen bleiben? Sich immer weiter bilden?

Claus Peter Brandt: Wenn Du einen technischen Beruf ergreifen möchtest, musst Du auf jeden Fall Deinen Abschluss machen. Du musst einen Abschluss haben, am besten einen Master. Schau Dir während des Studiums unterschiedlichen Bereiche an, mach Praktika, sieh Dir verschiedene Branchen an. Dann steht Dir alles offen. Wenn Du nur starr an der Hochschule abstudierst, wird es schwierig. Der Verbund von Mechanik und Elektrotechnik ist aktuell eine sichere Bank. Alle, die sich einen dieser Schwerpunkte ausgesucht haben, werden später keine Probleme haben. Ähnlich ist es bei Programmierern, in der IT-Branche – wobei da der Abschluss nicht ganz so wichtig ist. Hier wird die nachweisbare Fachkompetenz höher bewertet als die erfolgreich absolvierte Ausbildung an einer Hochschule.

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23. Oktober 2018